Und dann kam der Sturz
Pünktlich zum Sonnenaufgang war heute Wecken angesagt. Wir wollten erst den Sonnenaufgang beobachten und dann in das vermutlich größte Abendteuer auf unserer Reise aufbrechen.
Am Vorabend hatten wir durch Zufall erfahren, dass wir, zumindest theoretisch noch ein paar Kilometer weiter in Richtung China fahren konnten. Dort fehle dann zwar einige Kilometer die Straße und man müsse Querfeldein fahren, das wäre zwar „very roughy“ aber durchaus machbar.
Wir fuhren also die letzten Kilometer in bis nach Merak auf einer halbwegs erkennbaren Schotterpiste.
In Merak hätte es dann eigentlich noch einen Checkpoint geben sollen, an dem wir uns hätten registrieren müssen. Den fahnden wir zwar nicht, dafür aber einen alten Herrn, der Benzin aus Armee-Kanistern verkaufte.
Da unsere Tanknadel schon knapp unter 50% war und wir nicht wussten, was uns jetzt noch erwartet, tankten wir alle drei Motorräder und zwei Flaschen als Reserve trotz des doppelten des üblichen Preises voll.
Von jetzt an ging es wirklich Querfeld ein. Manchmal konnte man zwischen den Steinen noch Fahrspuren erkennen, meistens gab es hier aber nichts außer einer Geröllwüste. Wie sich erst später bei einem Blick auf die Karte zeigte, einmal Quer durch ein indisches Militärgebiet entlang der Indisch/Chinesischen Grenze.
Anders als erwartet war die Wüste jedoch kein totes Land. Immer wieder begegneten uns Wildpferde und Ziegen. Letztendlich sogar ein Beduine mit seiner Pferdekaravane der nur den Kopf schüttelte, dass wir dort wirklich mit den Motorrädern entlangfahren wollten.
Für die 30km von Merek nach Chushul, dem letzte Dorf vor der Passstraße benötigten wir 3 Stunden. 3 anstrengende, Kräfte und Nerven zehrende Stunden. Um in Chushul kam dann das unausweichliche. Julien übersah den Sand, der in einer Kurve lag. Das Hinterrad rutschte Weg und er Lag Quer auf der Straße. Zum Glück nur bei langsamer Geschwindigkeit, so dass am Schluss auch abgesehen von einem kleinen Kratzer am Sturzbügel nicht wirklich was passierte, so dass wir nach einem kurzen Schockmoment auch direkt weiterfahren konnten.
Der Kaksang La (5.436m) wurde gerade ausgebaut bzw. Saniert. Wir mussten also immer wieder hinter Teermaschinen hinterherfahren oder die Baustellen umfahren.
Da der Pass in den meisten Teilen wesentlich schlechter ausgebaut war als der Kardung La, war das fahren hier extrem anstrengend, so dass bei uns allen die Konzentration mehr und mehr nachließ.
In einer Haarnadelkurve in der Abfahrt war ich es dann, der auf dem Sand, der in nahezu jeder Kurve lag weg rutschte. Fast hätte ich mein Bike dabei den Abhang der Serpentine hinuntergeschmissen, da es an keiner Stelle eine Leitplanke oder Straßenbegrenzung gab.
Endlich im Tal angekommen war die Erleichterung doch groß, so dass wir erst einmal eine einstündige Pause mit einem Imbiss einlegten, ehe wir die letzten 40 Kilometer zum Tso Moriri zurücklegten.
Die letzten Kilometer führten uns durch eine Landschaft aus Sanddünen, so dass nun auch der dritte von uns stürzte. Hannes Bike kippte in einer Düne um und zwickte seinen Fuß zwischen Düne und Sturzbügel ein, was wohl mehr als Schmerzhaft war.
Am Tso Moriri angekommen suchten wir uns direkt das erstbeste Hotel was wir finden konnten. Scheinbar war das aber noch eine Baustelle, denn wir bekamen eines der wenigen bezugsfertigen Zimmer und waren scheinbar auch die einzigen Gäste. Egal, dafür bekamen wir das beste Abendessen auf der ganzen Tour.